Nov.
Jahresrückblick 2024
Liebe Patinnen und Paten,
liebe Freundinnen und Freunde von „Wasser ist Leben e. V“,
wir bedanken uns sehr herzlich für Ihre großzügige Hilfe im Jahr 2024!
Ihre Spenden wurden von unseren indischen Partnerinnen, den „Helpers of Mary“, www.helpersofmary.org eingesetzt für ärmste Mädchen in Heimen, für Kinder in einem Slumbezirk von Mumbai, für Kinder aus Ureinwohner (=Adivasi) - und Musahar-Familien und für ärmste Kleinbauern.
Im nachfolgenden Bericht möchten wir Ihnen die Maßnahmen 2024 vorstellen.
Es ist uns wichtig, dass unsere Unterstützer*innen erfahren, wohin ihre Spende ging und für welchen Zweck sie eingesetzt wurde.
Umfassende Förderung des Mädchendorfs „Naya Jeevan“ („Neues Leben“)
„Naya Jeevan“ liegt im Bundesstaat Maharashtra, im Vorgebirge der West Ghats, an der Autobahn Mumbai-Delhi. Das Mädchendorf gehört zur Gemeinde Shahapur, nach Mumbai sind es ca.100 Meilen. Es ist das größte Mädchenheim unserer Partnerinnen mit derzeit 140 Mädchen im Alter von 4 - 18 Jahren. Gesprochen wird die Landessprache Marathi.
Die Mädchen sind Halbwaisen oder Waisen, etwa ein Drittel der Mädchen ist von Geburt an gesundheitlich stark eingeschränkt. Die Mädchen leben in vier Kinderhäusern. Sie werden ärztlich und psychotherapeutisch betreut, den Kleinen und Neuankömmlingen stehen Schwestern und ältere Mädchen zur Seite. ´Sauberes Wasser` ist hier ein sehr kostbares Gut. Wenn das Wasser am frühen Morgen für kurze Zeit aus der Leitung fließt, werden Kübel gefüllt fürs abendliche Bad und fürs Wäschewaschen.
Es gibt drei Mahlzeiten am Tag, 2-3 Kleider für jedes Mädchen, eine Matte und eine Decke zum Schlafen. Der sorgsame Umgang mit dem kostbaren Nass, mit Seife, Zahnpasta, Nahrungsmitteln, Kleidern, Schuluniformen, Schultaschen, Sandalen und den kleinen persönlichen Habseligkeiten wird von Früh auf erlernt.
In den Kinderhäusern gibt es kein angestelltes Personal. Für die Zubereitung von Frühstück und Abendbrot, die Reinhaltung der Kinderhäuser, Gemeinschaftsanlagen und Wege, sind die großen Mädchen verantwortlich. Angestellte gibt es nur in der Großküche und auf der Farm.
Kindergarten und Vorschule werden im Heim besucht, Schulen in der näheren Umgebung. An Feiertagen gibt es viel Gesang, Tanz und besonders gutes Essen. An diesem Ort wachsen und reifen oft lebenslange Freundschaften. Das Leben in diesem Mädchenheim ist beispielhaft für alle Mädchenheime der Marys.
Patenschaften sorgten für Unterhalt, Gesundheitsfürsorge und Schulbildung.
Allen Pateneltern sei sehr herzlich gedankt!
Auch Schulen haben Patenschaften.
Acht Mädchen wurden beim Unterhalt und bei Schulbildungen gefördert. Fördermittel gab es außerdem für Moskitonetze an Türen und Fenstern der vier Kinderhäuser, für Freizeitaktivitäten und berufliche Ausbildungen von Mädchen, die von Geburt an gesundheitlich stark beeinträchtigt sind. Schüler*innen der Anne-Frank-Schule Stuttgart werden ihr Patenmädchen im Rahmen eines Schüleraustausches Ende November gar persönlich besuchen und im Kinderdorf Freundschafts-Bäumchen pflanzen. Dies ist bereits der dritte Besuch.
Schul- und Berufsausbildungen
Im Mädchenheim „Naya Jeevan“ sind das ganze Jahr über fünf Nachhilfelehrer*innen angestellt. Sie helfen bei den Hausaufgaben und bereiten die Mädchen auf Klassenarbeiten und Prüfungen vor. Häusliche Betreuung ist unerlässlich, da in staatlichen Schulklassen zuweilen mehr als sechzig Schüler*innen unterrichtet werden. Der Unterricht verläuft hauptsächlich frontal und es gibt nur wenig persönliche Hilfestellung.
Sr. Amrita, Leiterin der Zentral-Provinz:
„Wir sind sehr stolz auf unsere Mädchen. Zum Schuljahresende 2023-24 haben 37 Mädchen die 10. und 12. Klasse erfolgreich abgeschlossen und verschiedenste Aus- und Weiterbildungen begonnen.
Neun Mädchen haben mit einem Bachelor – Studium begonnen, einige Mädchen besuchen Computer-Lehrgänge. Ein Mädchen lässt sich zur Schneiderin ausbilden, drei Mädchen machen eine Ausbildung im Bank- und Versicherungswesen und zur Handelskauffrau, andere haben mit einem Studium im Verwaltungsfach angefangen, zwei Mädchen sind dabei, ein Management – Diplom zu erwerben. Zwölf Mädchen haben mit einer Krankenschwester-Ausbildung begonnen, 13 Mädchen stehen im zweiten Ausbildungsjahr zur Krankenschwester, 16 Mädchen im dritten Ausbildungsjahr… Berufliche Ausbildungen sind nicht nur Grundlage für wirtschaftliche Selbstständigkeit, sie geben den Frauen Selbstbewusstsein und gesellschaftliche Anerkennung. Bildung ist mittlerweile auch als Mitgift hoch angesehen“.
Im Schuljahr 2024-25 stehen zweiundsiebzig Mädchen aus dem Mädchenheim „Naya Jeevan" in Berufsausbildungen, davon allein siebenundvierzig Mädchen in Krankenschwester-Ausbildungen.
Finanzierung der Krankenschwester-Ausbildungen 2024 - 25
Eine Ausbildung zur Krankenschwester kostet vier bis fünf Euro pro Tag. Die Finanzierung der 47 Krankenschwesterausbildungen konnte geleistet werden im Verbund mit der „E.C.H.O.- Stiftung“, Gundelfingen, der „Morpho-Stiftung“, Tübingen und der „Helga & Dr. Erich Schwanhäußer-Stiftung“, Nürnberg. Am Ende eines jeden Ausbildungsjahres müssen dem Verein und den Stiftungen die Prüfungsergebnisse vorgelegt werden.
Freiwilligendienst als „Dankeschön!“
Die sieben jungen Frauen, die Ende April 2024 ihre Krankenschwester-Ausbildung abgeschlossen haben, leisten derzeit einen einjährigen Freiwilligendienst in einer ordenseigenen Krankenstation ab. „Das ist unser Dankeschön“, sagen die jungen Krankenschwestern.
Beseitigung von Wasserschäden
Im Kinderdorf „Naya Jeevan“ sind die Mädchen in vier Häusern untergebracht. Infolge der heftigen Monsun- stürme und Regenfälle 2023 war Wasser durch das Dach des Kinderhauses „Shanti Sadan“ gedrungen. An den Decken der Wohn- und Schlafräume hatte sich Schimmel gebildet. Dach und Wohnräume wurden noch vor dem diesjährigen Monsun saniert.
Videokameras – Traktor und Geräte
Da es in der Farm trotz Mauer regelmäßig zu nächtlichen Diebstählen kam, wurden an den Stallgebäuden vier Videokameras installiert. Die Farm bekam außerdem einen Hasenstall und einen Traktor, samt den notwendigen Geräten zur Bodenbearbeitung.
Sr. Flory, Leiterin des Mädchendorfs, im April:
„Seitdem wir Videokameras an den Stallungen haben, hat das Stehlen aufgehört. Zuvor wurden uns in der Nacht regelmäßig Obst, Gemüse, Hühner und Küken gestohlen. Die Diebe kletterten einfach über die Mauer und drangen in die Ställe ein…“
Mauersanierung
„Nachdem wir Anfang August alle Gemüsefelder bepflanzt hatten, wurden die gesamten Anpflanzungen durch ungewöhnlich heftige Regenfälle unter Wasser gesetzt. Außerdem rissen Stürme und Wassermassen 31 Meter unserer Farmmauer weg und legten Stromleitungen um. Die Trinkwasserrohre, die vom Dorf zu unserem Heim führen, wurden vom nahegelegenen Fluss weggeschwemmt. Über viele Tage hatten wir kein Wasser und auch keinen Strom. Etliche Bewohner des Nachbardorfes verloren gar ihr gesamtes Hab und Gut. Wir hoffen, dass das Schlimmste nun hinter uns liegt. Wir werden mit dem Anpflanzen neu beginnen. Herzlich bedanken wir uns auch für den neuen Traktor und die Geräte! Sie werden uns die Farmarbeit sehr erleichtern…“, Sr. Flory, im August.
Wegen der außergewöhnlich starken und anhaltenden Regenfälle bis weit in den Oktober 2024 hinein, verzögerte sich die Sanierung der Mauer. Bis Weihnachten soll die Mauer wieder stehen.
Sanierung der Großküche
In jedem Kinderhaus steht ein Gasherd. Frühstück und Abendessen werden von großen Mädchen selbst zubereitet. Zwei Solarkocher sorgen zusätzlich für heißes Wasser, Tee, Suppen und gekochte Eier. Der Ort für die Zubereitung der 140 Mittagessen ist die Großküche. Nachdem hier der Gasherd vor einigen Jahren ausgefallen war, wurde vor der Küche ein Kochplatz eingerichtet, der mit Holz befeuert wird. Holz gibt es reichlich von Büschen und Bäumen, die Monsunstürme ausgerissen und umgeknickt haben. Frauen aus der Umgebung erledigen das Kochen - selbst bei Außentemperaturen um die 50 Grad! Von zu Hause aus kennen sie es nicht anders. Sie sind dankbar für das regelmäßige Einkommen. Mittlerweile aber, so die Schwestern, klagen einige Frauen über gesundheitliche Probleme.
Die Klagen der Frauen und die Zusage von „Wasser ist Leben e.V.“, die Kosten für eine umfassende Küchensanierung, einen neuen Gasherd samt Töpfen und Gasflaschen zu übernehmen, hat die Heimleitung veranlasst, notwendige Sanierungsarbeiten in Auftrag zu geben. Wegen der anhaltenden Monsunregen bis weit in den Oktober hinein haben sich diese verzögert. Gewöhnlich endet der Monsun Mitte September.
Herzenswunsch von Kindern und Schwestern: Sanierung des Spielplatzes
Der Spielplatz wurde vor mehr als 20 Jahren von einem Wohltätigkeitsclub angelegt. Inzwischen sind fast alle Geräte verrostet und instabil, außerdem wurde der Sand im Laufe der Jahre von den Monsunregen weggewaschen. Auf dem Untergrund hat sich dorniges Gestrüpp ausgebreitet mit viel Ungeziefer darin. Als Untergrund wünschen sich die Schwestern salzigen Sand vom Meer.
Nach Weihnachten wird nach einer Lösung für die Sanierung und Neugestaltung des Spielplatzes gesucht.
Gefördert wurden außerdem
Zwei Mädchenheime in Darjeeling
In den Teebergen von Darjeeling wurden die beiden Mädchenheime „Premankur“ und „Asha Niketan“ mit jeweils 40-60 Mädchen erneut unterstützt. Die Mädchen stammen aus ärmsten Teeplantagen. Dort gibt es keine Schulen. Heutzutage werden Teeplantagen immer häufiger geschlossen, sodass sich die Familien neue Arbeit und neue Wohnplätze suchen müssen. Wenn die Mädchen ins Internat kommen, sind sie etwa sechs Jahre alt. Die Mädchen beider Heime besuchen öffentliche Schulen und werden von Nachhilfelehrer*innen betreut. In den Schulferien kehren sie – wenn möglich – zu ihren Familien zurück. Fördermittel gab es für Unterhalt, Fahrtkosten zur Schule und Nachhilfegehälter. Derzeit besuchen bereits zwei Mädchen eine Highschool. Great!
Slumkinder und Slumfrauen im Slum Malwani/ Mumbai
Gefördert wurden die Hausaufgabenbetreuung (in fünf verschiedenen Sprachen) von ca. 200 Mädchen und Jungen, dazu der tägliche Snack sowie Berufsausbildungen von jungen Slumfrauen zur Schneiderin, Friseurin, Kosmetikerin, Köchin. Alle Berufsausbildungen schlossen mit staatlich anerkannten Zertifikaten ab. Des Weiteren übernommen wurden auch die Löhne von Mitarbeiter*innen.
Sr. Amrita im Juni:
„Im Schuljahr 2024-25 sind sieben Lehrkräfte, fünf Helfer*innen und drei Sozialarbeiter*innen angestellt. Sie sorgen für Unterricht und Freizeitaktivitäten. Dazu haben wir Hilfe von Personen, wie Mediziner, Informatiker, Juristen und Regierungsangestellte. Die führen zu bestimmten Anlässen und zu verschiedenen Themen Workshops durch für Kinder, Eltern und Frauen. Für die ´Frauen- Selbsthilfe-Gruppen` gab es Seminare zu Themen wie ´Geschlechtergleichstellung`, ´Gesundheit` und ´Gruppen-Darlehen.“
Adivasi-Familien (= Ureinwohner)
Viele Adivasi-Familien wurden in den 1970-er Jahren vom Staat aus ihren angestammten Siedlungen in Nordindien zwangsumgesiedelt. Ihr Land wurde gebraucht für Staudammprojekte, neue Autobahnen, Industrieanlagen, Freizeitparks usw. Etliche Familien wurden rund um das Fischerdorf Korlai angesiedelt, etwa 150 Meilen südlich von Mumbai. Zur Wiedergutmachung bekamen die Familien strohgedeckte Hütten.
Die Männer fanden Arbeit in Kokosnussplantagen, auf Baustellen in Mumbai und in den Emiraten. Frauen und ältere Kinder fanden Arbeit in reichen Haushalten der Umgebung und in der Landwirtschaft. Kleinkinder wurden in die Obhut der Großeltern übergeben.
Unsere Partnerinnen kümmern sich seit der Umsiedelung um die gesundheitliche Versorgung dieser Familien, auch gründeten sie Frauen-Selbsthilfegruppen. Seit Einführung der allgemeinen Schulpflicht 2009 sorgen sie zudem für Kleinkinder- und Hausaufgabenbetreuung und verstärkt für Berufsausbildungen von Mädchen und Frauen. Unsere Fördermittel 2024 wurden eingesetzt im vorschulischen Bereich, für Nachhilfeunterricht, Regenbekleidung, Nähunterricht und Nähmaschinen.
„Musahar“- Kinder in Siedlungen nahe Varanasi
Frauen dieser Bevölkerungsgruppe ist es bis heute nicht gestattet, an öffentlichen Dorfbrunnen Wasser zu schöpfen, da es „verunreinigt“ würde. In den vergangenen fünf Jahren hat „Wasser ist Leben e.V.“ 15 Brunnen finanziert. Tiefe bis zu 60 Meter. Die Brunnen funktionieren wohl gut. 2023 wurden Spielgeräte für den Schulhof finanziert.
„Seitdem kommen die Kinder freiwillig zum Unterricht“, Sr. Veena
Die Fördermittel 2024 wurden eingesetzt für Medikamente, Schulartikel, Regenbekleidung und Dachplanen.
Ärmste Bauernfamilien rund um Kinwat
Kinwat liegt im Südosten des Bundesstaates Maharashtra. Unsere Partnerinnen sind in 12 Dörfern rund um Kinwat tätig. Sie betreiben eine Krankenstation, eine Nähschule, einen Kindergarten, Hausaufgaben- Schulbetreuung, Frauen-Selbsthilfegruppen und zwei Mikrokreditbanken. In dieser Region werden hauptsächlich Zuckerrohr und Baumwolle angebaut. Der Anbau liegt in den Händen von Großgrundbesitzern, die Tiefbrunnen besitzen. Arbeitsplätze werden immer häufiger durch moderne Landmaschinen ersetzt.
Sr. Amrita im Mai: „Nur sehr wenige Kleinbauern haben eigene Brunnen. Sie müssen bei Geldverleihern Wucherzinsen bezahlen für die Beschaffung von Wasser, Saatgut und Düngemittel. So kommt es in diesem Gebiet alljährlich zu menschlichen Tragödien. Die besonders schwierigen Lebensverhältnisse führen auch dazu, dass junge Familien häufig wegziehen, dorthin, wo es gerade Arbeit gibt… Die Alten und Kranken bleiben zurück…“
Auf Einladung der Regierung sind unsere Partnerinnen hier in sog. „Dorfentwicklungskomitees“ tätig. Ihre Aufgabe ist es, die Bauern über staatliche Förderprogramme zu informieren und ihnen beim Aufbau „nachhaltiger Landwirtschaft“ und bei „Antragsstellungen“ zu helfen.
Sr. Amrita, im Frühjahr: „Wir luden Referenten verschiedener landwirtschaftlicher Fachrichtungen ein und sorgten dafür, dass auch Bauern aus abgelegen Siedlungen an diesen Informationsveranstaltungen teilnehmen konnten. Informiert wurde über Förderprogramme für Wasserbeschaffung, Beschaffung von Düngemitteln, Bio-Pestizide und gentechnikfreies Saatgut. Bei diesen Informationsveranstaltungen wurden auch effektive landwirtschaftliche Geräte vorgeführt. Auf Wunsch vieler Bauern haben wir nach dem Muster der „Frauen-Selbsthilfegruppen“ auch „Selbsthilfegruppen für Bauern“ gegründet…“.
2024 hatte der Staat neun Kleinbauern Hilfe bei Brunnenbohrungen und Pumpen gegeben. Allerdings wurden je Bauer Eigenleistungen in Höhe von 500 EURO vorausgesetzt. Da die Bauern diese Eigenleistungen nicht erbringen konnten, hat „Wasser ist Leben e.V.“ die Kosten übernommen.
Auch gab es Unterstützung bei Nähkursen, beim Erwerb und Unterhalt von Ziegen und Unterhalt des Kindergartens.