23.-29.
Sep.
Erfolgreiche Entwicklungszusammenarbeit
GUNDELFINGEN Schwester Pushpy Paulose Alappadan, Generaloberin der indischen Ordensgemeinschaft "Society of the Helpers of Mary", und ihre Assistentin Schwester Naveena Anthony Cheriakkara, besuchten während ihres 29-tägigen Aufenthalts in Deutschland auch unsere Gemeinde Gundelfingen, Sitz des Vereins ´Indienhilfe Wasser ist Leben`.
Die Kooperation war aus einem Schulprojekt hervorgegangen:
Anlässlich des Schulfestes 1995 der Johann-Peter-Hebel Grundschule wurde unter dem Motto „Wir sind Kinder einer Welt“ für einen Brunnen im indischen Mädchendorf ´Naya Jivan`geworben. Im Kinderdorf, der Heimat von 400, meist elternlosen Mädchen, gab es keinen Brunnen. Das Trinkwasser wurde allwöchentlich von einem Tanklaster angekarrt. Die Kinder litten sehr unter der Wassernot und unter dem unreinen Wasser.
Das Gundelfinger Schulprojekt stieß auf große Resonanz. Die Raiffeisenbank Gundelfingen richtete ein kostenloses Hilfskonto ein, die Gemeinde Gundelfingen verwaltete die Spendenmittel.
2008 ging aus der Schul-Initiative der Verein „Indienhilfe Wasser ist Leben e.V.“ hervor.
Dank des Vermächtnisses eines Gundelfinger Ehepaars wurde dem Verein 2009 die E.C.H.O.–Stiftung
als Treuhandstiftung angegliedert. Die Stiftung`unterstützt Berufsausbildungen ärmster Mädchen.
Schwester Pushpy und Schwester Naveena waren gleich an ihrem ersten Tag in Gundelfingen zu einem Empfang im Rathaus eingeladen. So hatten Gemeindevertreter, Gemeinderäte, Vereinsmitglieder, Ehrenamtliche, Spender und Unterstützer der Initiative, Vertreter der kooperierenden Schulen, der Kirchen und interessierte Bürger die Gelegenheit, sich bei einer umfangreichen Präsentation, über die Arbeit der "Helpers of Mary" zu informieren.
Verein und Orden trauern
Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Walz übermittelte die Vereinsvorsitzende, Gerda Geretschläger, die Nachricht vom plötzlichen Tod des Zweiten Vorsitzenden, Dr. Hans-Martin Hauff. Er war einige Tage vor dem Empfang an den Folgen eines tragischen Verkehrsunfalls verstorben. Hans-Martin Hauff – viele kennen und schätzen ihn auch aufgrund seiner langjährigen Tätigkeit als Kinderarzt in Gundelfingen – war zusammen mit seiner Frau Patricia Duncan-Hauff seit Gründung der Initiative eng verbunden.
2020 hatte das Ehepaar mehrere Hilfszentren der „Helpers of Mary“ besucht dort ihre Kompetenzen bedürftigen Kinder und Auszubildenden zur Verfügung gestellt.
Seit 2021 gehörten beide dem Vereinsvorstand an.
Hans-Martin Hauff war außerdem Mitglied des Stiftungsrats der´E.C.H.O.-Stiftung`.
Die Vereinsvorsitzende würdigte die Arbeit des Zweiten Vorsitzenden in den Diensten von ´Wasser ist Leben`: „Verein und Stiftung verlieren in Dr. Hans-Martin Hauff einen liebenswürdigen, mitfühlenden, verantwortungsbewussten Partner, einen klugen und einsatzfreudigen Ratgeber. Die´Helpers of Mary`haben einen Freund verloren.“ Generaloberin Schwester Pushpy schloss sich diesen Worten an.
Bei dem nun schon sechsten Besuch von Ordensvertreterinnen in Gundelfingen bekamen die Teilnehmenden des Empfangs einen guten Einblick in die umfangreiche Arbeit des Ordens.
Die Arbeit der ´Helpers of Mary`
Die „Helpers of Mary“ sind in 65 Zentren Indiens tätig, dazu in Äthiopien, Kenia, Tansania und Italien.
Sie kümmern sich um Waisenmädchen, Lepra- und Aidskranke, bedürftige Kinder, Frauen und Familien in Slums und Dörfern, um alte und/oder obdachlose Menschen. Mit Corona kamen viele neue Herausforderungen hinzu.
All dies leisten 345 indische Schwestern.
Schwester Pushpy berichtete über die immense Ungleichheit in Indien.
Trotz des großen wirtschaftlichen Aufschwungs leben nahezu 700 Millionen Menschen weiterhin in bitterster Armut.
In einer sehr eindrucksvollen Präsentation berichtete die Ordensleiterin über Unterhalt, Schul- und Berufsausbildungen ärmster Mädchen in Heimen und Kindern in Slums sowie über Einkommen schaffende Maßnahmen für ärmste Frauen.
Frauen werden ausgebildet im Nähen, in der Herstellung von Seifen, Schmuck und Papiertüten, im Korbflechten, in Buchhaltung, im Führen kleiner Geschäfte und eigener Mikro-Kredit-Banken.
Berichtet wurde auch über die Gundelfinger Brunnen- und Ziegenprojekte und die Verwendung von Kleinkrediten, die zum Überleben armer Bauernfamilien zur Verfügung gestellt wurden. "Sobald Wasser vorhanden ist, werden die Darlehen nach und nach von den Bauernfamilien zurückgezahlt. Junge Zicklein müssen bei Mehrlingsgeburten an weitere Frauen abgegeben werden".
Über die Fördermittel wird von den Schwestern genauestens Buch geführt. Staatlich akkreditiere Wirtschaftsprüfer überprüfen alljährlich die Bücher.
Jeder gespendete Euro wirkt
Zum Abschluss des Empfangs bekräftigte Bürgermeister Raphael Walz, wie wichtig die Arbeit der ´Indienhilfe Wasser ist Leben`, deren Unterstützer und der Helpers of Mary sei. "Diese Partnerschaft ist ein großes Glück für unsere Gemeinde und die Präsentation zeigt, wie viel mit jedem einzelnen gespendeten Euro bewirkt werden kann.“
Sr. Pushpy und Sr. Naveena haben im Rahmen ihres Aufenthalts in Gundelfingen auch die Partnerschulen des Vereins besucht:
Die Johann-Peter-Hebel Grundschule in Gundelfingen, die Esther-Weber Schule in Emmendingen-Wasser, das Erasmus Gymnasium in Denzlingen und die Anne-Frank-Gemeinschaftsschule in Stuttgart. Dort waren sie auch beim indischen Honoral-Konsul eingeladen. Beim Patrozinium der Pfarrgemeinde Bruder Klaus konnten sie ihre Arbeit vorstellen.
Text und Fotos: Elisbatheth Caruana-Feser