18.
Sep.
 

 

Ziegenprojekt am Start

 

TILAK NAGAR In Lalitas Hütte herrscht Hochstimmung. Ein neues Familienmitglied ist eingezogen: Eine Ziege, braun, schwarz gefleckt, 2 Jahre alt, kräftig und behornt. Lalitas vier Kinder, zwei Mädchen und zwei Jungen zwischen 4 und 13 Jahren, kennen schon ihren Namen.´Urshi` heißt sie.

 

In einer Ecke der Hütte haben sie Urshi ein kleines Lager eingerichtet mit ein wenig Stroh und einem Napf. Mutter und Kinder haben Schwester Amrita, die ihnen die Ziege zuführte, versprochen, dass sie sich liebevoll um den Familienzuwachs kümmern werden. Täglich wollten sie die Ziege auf ein schattiges Plätzchen im nahegelegenen Stück Grasland führen, sie anpflocken und hüten. Das Stückchen Wiese hatte ihnen der Bauer, auf dessen Felder die Mutter arbeitet, zur Verfügung gestellt. Die Mädchen und Buben wollten auf die Ziege aufpassen wie auf ein´ Stück Gold. ´Urshi` war der neue Reichtum der Familie. 

 

Nicht nur Lalitas Familie ist überglücklich.

Fünfzig Frauen im Umkreis sind mit Ziegen beschenkt worden. „Alle Frauen haben vorher einen ´Ziegenkurs` absolviert, so Sr. Amrita.

Sie hatte dieses Projekt organisiert und zusammen mit dem Tierarzt kräftige Tiere von Bauern aus der Umgebung erworben. Allesamt weibliche Tiere. Das Geld war aus Gundelfingen, von der ´Indienhilfe Wasser ist Leben` gekommen. 65 EURO hat eine Ziege gekostet.

Unter Anleitung lernen die Frauen das Melken. „Die gehaltvolle Milch wird meinen Kindern guttun!“, meint Lalita.

 

Hilfe zur Selbsthilfe

Lalita wohnt in einem Dorf nahe der Stadt Tilak Nagar auf dem Hochland von Dekkan. Dort war sie vor drei Jahren ´Frauen-Selbsthilfe-Gruppen` beigetreten.

In Tilak Nagar betreibt die Gundelfinger Partnerorganisation seit vielen Jahren ein Mädchenheim und ein Gesundheitszentrum.

In umliegenden Dörfern wurden Frauen-Selbst-Hilfe-Gruppen gegründet mit derzeit 200 Mitgliedern.

„Die Frauen sind untereinander gut vernetzt, treffen sich regelmäßig und helfen einander in Notfällen. Über die Frauen können wir etwas verändern“, Sr. Amrita.

 

Die Infrastruktur rund um Tilak Nagar ist nur schwach ausgebaut.

Die Gegend ist sehr trocken, Trinkwasser und Wasser für landwirtschaftlichen Anbau sind sehr knapp, der Strom fällt häufig aus, höhere Schulen gibt es nur in der

Stadt, viele Kinder werden zur Mitarbeit in Haus und Feldern herangezogen und brechen häufig schon nach wenigen Jahren die Schule wieder ab.

Außerhalb der Landwirtschaft gibt es kaum Arbeit, Alkoholismus und HIV/AIDS sind weit verbreitet. Die Männer haben das Sagen. Die meisten Frauen arbeiten als

Tagelöhnerinnen auf den Feldern umliegender Bauernhöfe.

 
Mitte September 2019 wurde das Ziegenprojekt gestartet und bei Übergabe mit jeder einzelnen Frau ein Vertrag abgeschlossen. 

Mit Handschlag und Daumenabdruck musst jede Frau versichern, dass sie sich täglich um ihre Ziegen kümmern wird. An die Übergabe wurde außerdem die Bedingung geknüpft, dass die Ziege nicht verkauft werden darf und die jungen Ziegen, etwa vier Monate nach Geburt, an die Partnerorganisation abgegeben werden, um sie an weitere Familien zu vermitteln.

"Einige Frauen sind bereits geübt in Ziegenhaltung, sie werden ihr Wissen weitergeben. Tierärzte unterstützen die Frauen.", Sr. Amrita.

 

Wirtschaftlicher Aufstieg

"Ziegenmilch ist sehr gesund und wird zu besserer Gesundheit der gesamten Familie beitragen. Die Frauen werden kleine Ersparnisse anlegen können. Das eigene Einkommen wird ihnen mehr Selbstbewusstsein und auch mehr Interesse an der Bildung ihrer Kinder geben", Sr. Amrita.

In den kommenden Wochen werden weitere 50 Frauen mit je einer weiblichen Ziege bedacht.